Es dauerte eine Weile bis die Realität im Deutschen Team angekommen ist. Nach einem nahezu perfekten Wettkampf stand das deutsche Team vor dem letzten Gerät Pauschenpferd auf einen sicheren fünften Qualifikationsplatz für das Teamfinale. Auch die Mehrkampfergebnisse von Pascal Brendel und Nils Dunkel ließen einen Platz unter den besten 10 Mehrkämpfern Europas erhoffen. Und dann stand noch die erhoffte Qualifikation für das Pferdfinale von Nils Dunkel auf dem Programm. Das ehemals ungeliebte Pauschenpferd ist mittlerweile ein stabiler deutscher Punktegarant. Bis zu diesem denkwürdigen Wettkampf im italienischen Badeort. Zunächst zeigte Routinier Andreas Toba eine stabile Übung bis er kurz vor Ende aus dem Gleichgewicht kam und eine unfreiwillige Pause einlegen musste. Keine Panik im Deutschen Team. Nächster Turner: Milan Hosseini. Hoppla, auch er kam mit seiner Übung nicht bis zum Ende fehlerfrei durch. Damit war klar, dass durch die Streichwertreglung mindestens eine schlechte Übung in das Teamergebnis einfließen würde. Nachdem auch Pascal Brendel seine Übung nicht fehlerfrei zu Ende brachte, lag es nun am Erfurter Nils Dunkel, die Teamqualifikation zu retten. Dunkel, der mit Druck gut umgehen kann, nahm sich dieser Aufgabe an. Am Ende reichte jedoch die Kraft nicht bis zum Abgang. Diesen musste er ein zweites Mal ansetzen. Damit waren die Qualifikation für das Gerätefinale und eine mögliche Wiederholung des 3. Platzes der Turn-EM in München von vor zwei Jahren dahin. Auch ein Platz unter den Top 10 im Mehrkampf (Platz 19, 80,431) war Geschichte.
Die große Ernüchterung im deutschen Team kam jedoch mit dem Blick auf die Anzeigetafel. Mit nur 0,10 Punkten Rückstand zu Platz 8 verpassten das Team seit vielen Jahren erstmals den Einzug in das Teamfinale. Trotz ansehnlicher Leistung steht das Deutsche Turnteam, welches in der unmittelbaren EM-Vorbereitung mit Lukas Kochan (Kreuzbandriss) und Lukas Dauser (Erkältung) auf zwei Leistungsträger verzichten musste, ohne Gerätefinale da.
Für Cheftrainer Valerie Belenki sind gleich vier Patzer an einem Gerät auch eine neue Erfahrung. Trotzdem lobte er das Team, welches trotz der kurzfristigen Umstellung gezeigt hat, was in ihm steckt. Die Turn-EM ist ein Schritt hin zu den Olympischen Spielen. Für Nils Dunkel ist der Fehler bereits abgehackt. Er hat mit einer starken Mehrkampfleistung bereits früh in der Saison seine vollständigen Übungen gezeigt. Bis zu Olympia heißt es jetzt noch mehr Stabilität in den Übungen einzubauen und mögliche Wackler zu beseitigen.
Der nächste Leistungstest steht zu den Finals am 08./09.06.2024 in Frankfurt an. Hier geht es um die ersten Tickets für Olympia. Bis dahin sollten die Erfahrungen von Rimini aufgearbeitet worden sein.
Die deutschen Turnjunioren mit dem in Erfurt ausgebildeten Elias Jaffer erreichten einen Tag später ebenfalls Platz 9 im Teamergebnis und insgesamt 5 Finaleinzüge. Neben Jonas Eder (Mehrkampf und Barren) und Mert Ötztürk (Mehrkampf und Ringe) war es auch Elias Jaffer, der mit einem vierten Platz den Einzug ins Sprungfinale erreichte.
Stephan Dunkel